Die Bundesregierung plant ehrgeizige Ziele: Eine Senkung der Strompreise bei gleichzeitigem massivem Ausbau des Ökostroms. Die Frage bleibt, ob Deutschland dieses ambitionierte Vorhaben erfolgreich umsetzen kann.
Das Ziel ist anspruchsvoll: Der Stromverbrauch in Deutschland soll von derzeit jährlich 560 TWh auf bis zu 750 TWh ansteigen. Um dies zu erreichen, plant Wirtschaftsminister Robert Habeck den Anteil an Ökostrom von 240 TWh auf 600 TWh zu erhöhen.
Allerdings zeigen die aktuellen Zahlen eine Herausforderung: Obwohl der Anteil der Ökoenergie in Deutschland ansteigt, ging die tatsächliche Ökostrom-Erzeugung in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück. Dies macht den geplanten Zuwachs von 360 TWh in den nächsten 6,5 Jahren (ein Plus von 150 Prozent) zu einem ambitionierten Ziel.
Die Frage der Strompreise bleibt ebenfalls im Fokus. Während der Koalitionsvertrag eine Sicherstellung “wettbewerbsfähiger Strompreise für die Wirtschaft unter konsequenter Nutzung erneuerbarer Energien” verspricht, gibt es Zweifel seitens der Industrie. BDI-Präsident Siegfried Russwurm äußerte Bedenken, dass die tatsächlichen Preise nach dem Ausbau der Erneuerbaren ungewiss sind und Deutschland möglicherweise auf ausländischen Strom angewiesen sein könnte.
Eine mögliche Lösung, die von einigen Politikern ins Spiel gebracht wird, wäre der Bau von 50 wasserstofffähigen Gaskraftwerken mit einer Leistung von 25 Gigawatt. Jedoch bleibt unklar, wer diese Kraftwerke bis 2030 realisieren und finanzieren soll. Zudem stellt sich die Frage nach dem teuren “Back-up”, das benötigt wird, wenn Wind und Solar nicht genug Strom liefern.
Insgesamt zeigt sich, dass der Ausbau erneuerbarer Energie allein nicht ausreichen wird, um die Energieversorgung in Deutschland sicherzustellen. Professor Clemens Fuest betont, dass eine breite Energiepolitik notwendig ist, und schlägt vor, auf Hilfe anderer europäischer Länder zu setzen.
Die Forderung nach einer Senkung der Stromsteuer und möglicherweise einem Wiedereinschalten der betriebsbereiten Atomkraftwerke wird von einigen Politikern, wie Bayerns FDP-Chef Martin Hagen, erhoben, um das Angebot zu erweitern.
In Anbetracht der vorliegenden Herausforderungen wird es für Deutschland ein anspruchsvolles Unterfangen sein, das Versprechen einer Senkung der Strompreise und einem massiven Ausbau des Ökostroms zu erfüllen. Die erfolgreiche Umsetzung erfordert eine ausgewogene und umfassende Energiepolitik sowie mögliche Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern.